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GAEB-Workshop für Architekten und Ingenieure

24.06.2010-25.06.2010

Bei strahlendem Sonnenschein fanden sich am 24.06.2010 rund 240 Architekten und Ingenieure im Erich-Klausener-Saal, dem restaurierten Lichthof des Bundesministeriums für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (BMVBS) in Berlin ein, um am Workshop „VOB-gerechtes Ausschreiben mit STLB-Bau, Baudaten elektronisch tauschen“ teilzunehmen.

Das Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) im Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR) hatte zu dieser Veranstaltung freiberufliche Planer aus dem Berliner Umkreis eingeladen, die Leistungsbeschreibungen für Baumaßnahmen des BBR erstellen. Mit dem Workshop sollten diese über die Vorteile einer Nutzung von STLB-Bau und des aktuellen GAEB-Datenaustauschs informiert sowie ihnen Optimierungspotenziale bezüglich der Qualität von Leistungsverzeichnisen anhand von Praxisbeispielen aus dem Vergabereferat des BBR aufgezeigt werden. Die Organisation übernahm die im BBR ansässige Geschäftsstelle des Gemeinsamen Ausschusses für Elektronik im Bauwesen (GAEB).

Der GAEB, als einer der 4 Hauptausschüsse des Deutschen Vergabe- und Vertragsausschuss für Bauleistungen (DVA) ist mit seinen Arbeitsgremien zum einen für die Erstellung der Inhalte des STLB-Bau, dem Textsystem, das verpflichtend für die Erstellung von Leistungsbeschreibungen bei Bundesbaumaßnahmen einzusetzen ist, verantwortlich. Zum anderen ist der GAEB Aufsteller von Datenaustauschregeln im Bauwesen (z.Z. aktuell GAEB DA XML 3.1).

Für das Veranstaltungsprogramm konnten Experten mit langjähriger Erfahrung im Umgang mit STLB-Bau und dem GAEB-Datenausstausch gewonnen werden, die zum Großteil auch aktiv an der Erarbeitung dieser Standards mitgearbeitet haben. Die Moderation übernahm Professor Martin Thieme-Hack von der FH Osnabrück, der bereits beim erfolgreichen Vorgänger-Workshop in Bonn geschickt mit Charme und einer Prise Provokation den Dialog zwischen Referenten und dem Auditorium zu entfachen wusste. Und auch in Berlin ging dieses Konzept wieder auf.

Als Gastgeber übernahm MDir Günther Hoffmann, Leiter der Abteilung Bauwesen, Bauwirtschaft und Bundesbauten im BMVBS, die Begrüßung der Architekten und Ingenieure und unterstrich in seiner Rede die Unabdingbarkeit des Textsystems STLB-Bau und eines funktionierenden GAEB-Datenaustauschs und hob die Wichtigkeit der Arbeit des GAEB und seiner Geschäftsstelle hervor.

Anschließend erläuterte Michael Alvermann, Leiter der GAEB-Geschäftsstelle, einleitend die Rolle des GAEB im DVA und die Beziehungen zwischen BMVBS, GAEB und seiner Partner, dem Deutschen Institut für Normung und Schiller & Partner sowie die Funktion der GAEB-Geschäftsstelle in diesem Zusammenhang.

Manfred Kloer, Mitarbeiter der Geschäftsstelle, stellte im ersten Vortrag des Tages die Organisation des GAEB und seiner internen Struktur vor, die ca. 100 Arbeitskreise umfasst und räumte mit dem weit verbreiteten Missverständnis auf, dass GAEB lediglich GAEB-Datenaustausch bedeute. Er zeigte auf, dass der GAEB einer der 4 Hauptausschüsse des DVA ist und die Regeln für den GAEB-Datenaustausch nur ein Arbeitsergebnis neben dem Textsystem STLB-Bau und weiteren ist. Gleichzeitig erläuterte er die Aufgaben der GAEB-Geschäftsstelle und stellte die Mitarbeiter der Geschäftsstelle vor. 

Den Vortrag über das Textsystem STLB-Bau übernahmen 2 Referenten von REICHEL Projektmanagement, ein Unternehmen, das schon eine Vielzahl von qualitativ hochwertigen Leistungsbeschreibungen für Bundesbaumaßnahmen erstellt hat.

Dirk Chmel referierte über die alltägliche Anwendung von STLB-Bau und ging dabei zunächst auf die Grundlagen der Anwendung ein. Er erläuterte die Vorteile und die Arbeitserleichterungen durch STLB-Bau im Alltag. Anhand einer Live-Demonstration des Programms zeigte er gezielt die Möglichkeiten von STLB-Bau für die Bereiche Baulogistik und Abfallentsorgung und bildete Leistungspositionen aus diesen Gewerken, die in der Praxis häufig einen Diskussionsbedarf zwischen öffentlichem Auftraggeber und Planer darstellen oder schlimmsten Falls zu Komplikationen im Vergabe- bzw. Bauprozess führen können.

Im Anschluss beleuchtete Thorsten Karkuth die juristischen Zusammenhänge zwischen VOB, Vorbemerkungen und Leistungsbeschreibung und stellte sich anschließend zusammen mit seinem Vorredner den zahlreichen Fragen des Publikums.

Nach der Mittagspause folgte der Vortrag des Vergabereferates des BBR. Klaus-Dieter Buchholz betonte in seinen einleitenden Worten die Beutung einer korrekten Einhaltung der vergaberechtlichen Vorschriften und Richtlinien bei der Durchführung von Bauaufgaben des Bundes. Er erklärte, in welchem Umfang die eingereichten Leistungsverzeichnisse in seinem Referat geprüft werden und wies darauf hin, dass auch Inhalt und Qualität eines Leistungsverzeichnisses vergaberechtliche Bedeutung haben.

Um die von Herrn Buchholz angesprochenen Aspekte zu verdeutlichen, präsentierte Uwe Anders drastische aber reale Negativbeispiele aus der alltäglichen Berufpraxis des Vergabereferates. Er kommentierte die häufig wiederkehrenden Fehler bei der Erstellung von Leistungsverzeichnissen und wies auf Formulierungen hin, auf die in Leistungstexten ganz verzichtet werden sollte. Auch verdeutlichte er die Gefahren derartiger Formulierungen.

Ein Beispiel solcher Formulierungen ist das Erwähnen von Lieferung und Montage in Leistungstexten. Dies ist zwar immer noch stark verbreitetet aber unnötig, da die Lieferung und Montage, nach §1 VOB Teil A und §631 BGB, Bestandteil der beschriebenen Leistung sind, auch ohne explizite Erwähnung. Zudem kann die inkonsequente Verwendung dieser Formulierung in Leistungsverzeichnis zu Missinterpretation seitens des Bieters führen und so zu einer Vergabebeschwerde.

Auch das Ausschreiben einer Leistung in Verbindung mit gleichzeitiger Entsorgung in einem Leistungstext ist nicht zulässig sobald die nach VOB definierte Menge von 1 m³ an Bauabfall überschritten wird. In diesem Fall muss die Entsorgung in einer gesonderten Position ausgeschrieben werden.

In der aufgrund des Vortrages entfachten angeregten Diskussion stellten sich Herr Buchholz und Herr Anders den Fragen der Workshop-Teilnehmer und konnten viele Unklarheiten der Teilnehmer fachgerecht ausräumen.

Für das große Thema aus dem zweiten Teil des Workshoptitels „Baudaten elektronisch tauschen“ konnte Professor Joaquin Diaz von der FH Gießen-Friedberg gewonnen werden, der gleichzeitig Vorsitzender des Bundesverbandes Bausoftware (BVBS) ist und seit vielen Jahren aktiv im GAEB mitarbeitet.

In seinem Vortrag wies Professor Diaz auf die Zunahme der Komplexität von Bauprozessen im Laufe der letzten Jahrzehnte hin und den damit verbundenen erhöhten Bedarf an Kommunikation zwischen den Beteiligten.

Die Deckung dieses Bedarfes müsse durch funktionierende Standards realisiert werden, wobei er GAEB DA XML als den Standard für den Austausch von Leistungsverzeichnissen sieht. Weiterhin berichtete er von Maßnahmen des BVBS in Zusammenarbeit mit dem GAEB, um die Qualität dieses Standards kontinuierlich auszubauen. Dies beinhalte auch die Weiterentwicklung für benötigte Bereiche wie die Rechnungsstellung auf Basis des Leitungsverzeichnisses. Professor Diaz unterstrich in seinem Vortrag nicht nur die Deckung des Kommunikationsbedarfs durch den GAEB-Datenaustausch sondern auch die mit der Nutzung des Standards verbundene Arbeitserleichterung und Zeitersparnis sowie die daraus resultierende Kostenersparnis. Durch die ersten mobilen Anwendungen für Smartphones und PDA können nun zukünftig diese Vorteile nicht nur am PC im Büro sondern immer stärker auch Vorort auf der Baustelle genutzt werden.

Zu dem Thema „Kostenberechnung mit Dynamischen BauDaten – von der Skizze bis zum Nachtrag“ referierte Dr. Klaus Schiller vom Büro Dr. Schiller & Partner. In seiner lebhaften Präsentation beschrieb er mit den Produkten seines Hauses den programmgesteuerten Weg von einer einfachen Handskizze bis hin zur elektronischen Abrechnung einschließlich Nachtragsverwaltung mit automatisierter Mengenermittlung, Erstellung der Leistungsbeschreibung mit STLB-Bau und einer kompletten Kostenkalkulation.

Dabei stellte er sehr deutlich die Verzahnung seiner Anwendungen und STLB-Bau als Grundlage für seine Produktpalette heraus. Durch die Vorteile des Building Information Modeling (BIM) und des IFC-Standards in Kombination mit den Produkten von Dr. Schiller & Partner und STLB-Bau stellte er dem Publikum zukünftig weitreichende Anwendungsmöglichkeiten in Aussicht. Mit einem Ausblick auf zukünftige Projekte seines Büros beendete Dr. Schiller seinen Vortrag.

Im letzten Vortrag des Workshops mit der Überschrift „Zusammenkunft ist ein Anfang – Zusammenarbeit ist der Erfolg“ wies Manfred Kloer zusammenfassend noch einmal darauf hin, dass die Grundlage aller Themen des Workshops die Arbeitsergebnisse der Gremien des GAEB ist und die Qualität der Ergebnisse mit der Mitarbeit von ehrenamtlichen Experten steht oder fällt. Er wies auf die Vorteile hin, die sich für die einzelnen Mitwirkenden und auch für die entsendenden Büros, Verbände oder Verwaltungen bieten. Insbesondere der Wissensvorsprung auf Grund der als Arbeitsgrundlage vorliegenden Gesetzesänderungen, Aktualisierungen von fachtechnischen Vorschriften und Arbeitshilfen, geänderte oder neue Normen seien Gründe, für die sich eine Mitarbeit im GAEB lohnen kann. Hinzu käme noch der ständige Kontakt zu anderen Fachexperten, der im Rahmen der Gremienarbeit immer weiter ausgebaut werden könne. Herr Kloer betonte, dass es an jedem selbst liege, was er aus seinem Beruf mache. Der GAEB biete eine breite Plattform um sein fachliches Wissen stets weiter ausbauen zu können.

Resümierend fasste Herr Prof. Thieme-Hack gemeinsam mit Herrn Kloer die Themen des Tages noch einmal kurz zusammen. Beide bedankten sich bei den Teilnehmern für ihr konstruktives Mitwirken und bei den Referenten für die abwechslungsreichen und informativen Vorträge.

Details

Start:
24.06.2010
End:
25.06.2010

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